Kleinich. Riesenjubel in der Kleinicher Hirtenfeldhalle: Die HSG Hunsrück hat zum ersten Mal den Pokal des Handballverbandes Rheinland (HVR) gewonnen. Beim Endrundenturnier, dem Final Four der Frauen, deklassierten die Irmenach/Gösenrotherinnen gestern Abend vor mehr als 300 Zuschauern die Konkurrenz aus Bassenheim, Bannberscheid und Arzheim/Moselweiß.
Siegerfoto mit den Fans: Die HSG Hunsrück hat zum ersten Mal den Rheinlandpokal gewonnen. Foto: P.Scherer
Finale
Die Bassenheimerin Jana Schubert (grünes Trikot) warf beim Final Four der Frauen in Kleinich die meisten Tore, ihr TVB unterlag im Endspiel dennoch dem Gastgeber und Oberliga-Konkurrenten HSG Hunsrück (rechts Karin Reuter) deutlich mit 18:24. Fotos: Peter Scherer
HSG Hunsrück – TV Bassenheim 24:18 (13:9). Dem Gastgeber gelang vor den eigenen Fans die Revanche für die Vorjahresniederlage gegen den Oberliga-Konkurrenten Bassenheim. Nach einer lange ausgeglichenen ersten Hälfte – die Spielzeit betrug im Endspiel 2 x 20 Minuten – setzten sich die Hunsrückerinnen in der letzten halben Minute des ersten Durchgangs ab. Amelie Gilanyi gelang 30 Sekunden vor der Halbzeitsirene das 12:9, die Bassenheimerinnen wollten schnell verkürzen, vertändelten aber den Ball. Melissa Gräber nutzte den Tempogegenstoß zehn Sekunden vor dem Kabinengang zum 13:9. Das gleiche Spiel direkt nach der Pause: Gräber und Gilanyi netzten direkt in den ersten 90 Sekunden und bauten den Vorsprung auf 15:9 aus – die Vorentscheidung. „In der Phase haben wir uns selbst geschlagen“, sagte Bassenheims Coach Wolfgang Becker zum verhängnisvollen 0:4-Lauf seines TVB: „Wir wollten viel zu früh abschließen und haben die HSG zum Gegenstoß eingeladen.“ Für HSG-Trainer Sascha Burg war schon früh im Match klar, dass seine Mädels als Pokalsieger das Parkett verlassen würden: „Wir waren konditionell klar überlegen. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft.“ Neben Torfrau Georgiana Martin-Stoleru und der siebenfachen Torschützin Gräber ragte vor allem die junge Rechtsaußen Gilanyi heraus. Sechs Treffer gelangen der Linkshänderin, die erst nach rund zehn Minuten das Spielfeld betrat – dann aber an fast allen entscheidenden Situationen beteiligt war. „Amelie ist erst 17 Jahre alt, aber sie hat ihre große Qualität deutlich gezeigt“, lobte Burg. Für den Trainer – seit Sommer 2016 im Amt – war es der erste Titel mit der HSG, den Pokalsieg widmete er seinem jahrelangen Mitstreiter, dem Ex-Geschäftsführer Bernd Kirst: „Er hat das Projekt HSG Hunsrück richtig nach vorne geschoben.“ Seinen Anteil am ersten Pokalsieg der HSG Hunsrück hat auch Bassenheims Coach Becker, der 22 Jahre in Kleinich trainierte – unter anderem in der Jugend die Generation um HSG-Torjägerin Dunja Jost, die nach der Schlusssirene den Pokaltriumph ausgelassen feierte. Durch den Erfolg hat sich die HSG Hunsrück für die erste Runde des DHB-Pokals qualifiziert. Anfang September könnte es in Kleinich zum Duell mit Zweitligist Miezen Trier kommen.
HSG Hunsrück: Martin-Stoleru, Born – Vollrath, A. Frank, Wies (1), M. Frank (2), Reuter, Gilanyi (6), Hoemann (1), Jost (3/1), Gräber (7), Jacobs (4), Molz.
TV Bassenheim: Balmert, Lohner, Gabriel – Wambach (1), Riehl, Schubert (7), Oster, Israel, S. Henn, Hommen (4), Schmitz (1), C. Henn, Eiffler (3), Richter (2/1).
Spiel um Platz 3
TuS Bannberscheid – FSG Arzheim/Moselweiß 12:11 (9:3). Die große Überraschung des Tages gab es im kleinen Finale: Der Rheinlandliga-Dritte Bannberscheid setzte sich dank einer überragenden ersten Hälfte gegen den Oberligisten Arzheim/Moselweiß durch. „Sensationell“, fand Bannberscheids Spielertrainerin Melanie Knapp den Sieg: „Dass wir hier als unterklassiger Verein Dritter werden, hätte ich nie für möglich gehalten.“ Michelle Sorger, die neue Trainerin der FSG, war dagegen nicht gut auf ihre Mannschaft zu sprechen: „Auch wenn wir am Ende fast noch rangekommen wären, die Leistung vor allem im ersten Durchgang war nicht in Ordnung.“
TuS Bannberscheid: Sonntag, Seel – Kohns (3), Kohn-Bolze, Knapp (2), Eichmann (4/1), Gerlach, Schlapp, Haberstock (2), Sitzen, Adzija (1), Schönberger, Cusenza.
FSG Arzheim: Heinz, Hayer, Werner – Bender (2), Weigand, Becker, Schmidt, Schäfer (4), Bach (3/1), Meier (1), H. Kleeschulte, Olbrich (1), S. Kleeschulte, Nuhn.
Halbfinale
TV Bassenheim – FSG Arzheim/ Moselweiß 19:17 (10:10). Zufriedener war Sorger mit dem Auftritt im Halbfinale (Spielzeit 2 x 15 Minuten) gegen den Oberliga-Lokalrivalen: „Kämpferisch haben wir da alles reingeworfen, leider haben wir zu viele technische Fehler gemacht und waren in der Abwehr zu passiv. Das reicht in nur 30 Minuten Spielzeit dann nicht.“ Die Bassenheimerinnen konnten sich vor allem auf die treffsichere Jana Schubert verlassen. Gegen Arzheim gelangen ihr sechs Tore, im Finale gegen die HSG Hunsrück sogar sieben Buden. Mit 13 Toren schnappte sich Schubert den inoffiziellen Titel der Torschützenkönigin vor HSG-Hunsrück-Akteurin Melissa Gräber (elf Treffer).
TV Bassenheim: Balmert, Lohner, Gabriel – Wambach (1), Riehl, Schubert (6), Oster, Israel, S. Henn, Hommen (6/1), Schmitz (1), C. Henn (1), Eiffler, Richter (4).
FSG Arzheim: Heinz, Hayer, Werner – Bender (1), Weigand (1), Becker, Schmidt (1), Schäfer (3), Bach (5), Meier, H. Kleeschulte (1), Olbrich (2), S. Kleeschulte, Nuhn (3).
HSG Hunsrück – TuS Bannberscheid 24:14 (11:8). Eine Hälfte hielten die Westerwälderinnen stark mit gegen den haushohen Favoriten, dann setzte sich die Power und Ausdauer des Oberliga-Titelkandidaten durch. „Alles andere wäre auch schockierend gewesen“, lachte Bannberscheids Spielertrainerin Knapp. Sie hatte wie fast alle in der ausverkauften und stimmungsgeladenen Hirtenfeldhalle ihren Spaß am Final Four: „In Kleinich ist es immer schön, hier im Hunsrück wird der Handball noch richtig gelebt.“
TuS Bannberscheid: Sonntag, Seel – Kohns (3), Kohn-Bolze, Knapp, Eichmann (4/2), Gerlach, Schlapp (2), Haberstock (2), Sitzen (1), Adzija (2), Schönberger, Cusenza.
HSG Hunsrück: Martin-Stoleru, Born – Vollrath (3), A. Frank, Wies (2), M. Frank (1), Reuter (1), Gilanyi, Hoemann (2), Jost (3/1), Gräber (4), Jacobs (6), Molz (2).
Von unserem Redakteur Michael Bongard
Quelle: Rhein-Zeitung (06.01.2018)
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